Bella

Von Galizien nach Porto

Die Zeit in Galizien war viel zu kurz. Wir hätten gerne ein paar Monate dort verbracht, aber es war inzwischen schon Anfang Oktober und wir hatten noch eine weite Strecke vor uns bis zur Algarve. So ging es nach kurzen Zwischenstopps in Cangas und Baiona auf direktem Weg nach Porto.

Der Ankerplatz in Porto liegt direkt hinter der Flussmündung des Duoro mit Blick auf die erste große Brücke, die über den Duoro führt.

Porto im Oktober war ein Traum. Es gibt überall etwas zu entdecken und die Stadt hat so einen herrlich morbiden Charme.


Man fragt sich bei vielen Gebäuden, ob hier wirklich noch jemand wohnt und die Fernsehantenne nutzt.

Das kleine Schlauchboot auf dem Fluss sind wir beide auf dem Rückweg von der Altstadt zu BELLA, fotografiert von Segelfreunden, die uns zufällig gesehen haben.

Wir sind lange Zeit in Porto hängen geblieben. Das erste Wetterfenster haben wir verpasst, weil wir auf eine Bestellung gewartet hatten, das zweite weil Matthias eine dicke Erkältung hatte, dann kam ein Tiefdruckgebiet nach dem anderen.

Sobald Wind oder Welle zunahmen wurde aus Sicherheitsgründen die Ausfahrt vom Duoro Fluß auf den Atlantik hinaus verboten.

Wir saßen wochenlang bei übelstem Schwell in der Marina fest. Schon bei einer angeblichen Wellenhöhe von 2,89m vor der Marina hat das ganze Boot geruckt und geknarzt. Nichts für unsere Nerven. Wir haben im Marina-Shop neue Festmacher-Leinen besorgt, die etwas elastischer waren. Damit waren die Geräusche etwas besser, aber unsere Nerven lagen trotzdem blank als eine rote Küstenwarnung kam mit Wellenhöhen von 7-8m und im Maximum 14-15m.

Unsere Leinen hatten wir gedoppelt, sie würden halten. Stattdessen war die Steganlage der Schwachpunkt, hier lösten sich immer wieder Verbindungsstücke, die vom Marinapersonal ausgetauscht oder durch Spanngurte ersetzt wurden.

Über das Internet hörten wir von Orca-Angriffen auf Yachten, die in Richtung Algarve unterwegs waren und dabei ihre Ruder verloren hatten. Ein anderes Segelboot war verunglückt, weil es trotz Unwetterwarnung bei hohem Wellengang zu nah an die Küste geraten war.

Es wurde zunehmend kalt, grau und windig. Hagelkörner hämmerten auf das Luk im Salon.

Der Windmesser zeigte 18 Knoten, aber in der Statistik daneben waren es einige Stunden vorher noch 41 Knoten im Maximum. Unter Deck stand der Luftentfeuchter bereit, daneben Tempos und homöopathische Erkältungsmittel. Keine gute Kombination.

Matthias hatte sich in den Motorraum verkrochen. Irgendwas fand er immer, was man noch warten oder verbessern konnte.

So hatten wir uns Portugal nicht vorgestellt. Das war der Zeitpunkt als Matthias mich überzeugen konnte, den Winter nicht an der Algarve, sondern lieber auf den Kanaren zu verbringen. Sofern wir da noch hinkommen würden. Die Tage wurden immer kürzer, aber irgendwann kam doch noch das heiß ersehnte Wetterfenster.