Bella

Noch ein bisschen mehr Kapverden

Der Erste, der uns nach unserer Ankunft in Mindelo über den Weg lief, war Fritz. Wir haben unseren Augen nicht getraut: Fritz, den wir vor vier Jahren auf den Azoren kennengelernt haben. Wie schön ist das! Seglerleben eben, man trifft sich immer wieder.

Die Seglergemeinde in Mindelo ist klein. James von der MOONRISE, der auf La Gomera neben uns lag und die Crew der PINTA sind hier. Sogar die LOTTE mit dem kleinen Piraten an Bord haben wir endlich mal wiedergetroffen. So vergehen die Tage bis zur geplanten Abfahrt wie im Flug.

Drei Wochen auf See stehen uns bevor. Das ist eine lange Zeit. In der Regel weht der Passat im Januar sehr kontinuierlich aus West und wir hatten uns eine Atlantiküberquerung wie auf Schienen vorgestellt. Fast alles war vorbereitet, frisches Obst und Gemüse eingekauft, da kam plötzlich eine Wettervorhersage mit recht ungemütlichen Bedingungen: drei Tage optimales Wetter, aber danach für eine Woche viel Wind und viel Welle von der Seite!

Bei allen, die starten wollten, kippte die Stimmung. Die Schlepperei von Gasflaschen, Wasserflaschen und Bananenstauden hörte plötzlich auf, dafür saßen alle mit Laptops und iPads bewaffnet in der Bar und diskutierten Wettervorhersagen. Vorhersagen für die komplette Passage von drei Wochen gibt es nicht. Eine Vorhersage für die nächsten drei Tage ist relativ zuverlässig, alles weitere sind Tendenzen, bieten aber genug Stoff für endlose Diskussionen. Das nervt irgendwann…

Also musste eine Entscheidung her. Wir haben uns entschieden zu bleiben und die Zeit zu genießen. Wir haben diesmal weder Zeitdruck noch wartenden Besuch auf der anderen Seite des Ozeans. Also geben wir die Hoffnung nicht auf, bessere Bedingungen zu finden. Wir müssen nur das Beste aus der „Wartezeit“ machen.

Das scheint zu funktionieren. Barry, der Einhandsegler vom Nachbarboot ist Musiker und wir haben ihn gebeten, seine Gitarre auszupacken. Hinzu kam eine Französin mit ihrer Geige, sie hatte noch sechs Freunde im Schlepptau, sodass wir nachher in einer großen Gruppe in BELLAs Cockpit Blues gehört haben.

Fritz ist der weltbeste Fischkoch. Matthias hat von ihm viel über Thunfisch-Suschi-Zubereitung gelernt. Auch wenn wir an seine Kochkünste wohl nie rankommen werden, haben wir schon super leckere Thunfisch-Steaks von unserem Bordgrill genossen. Auch die Halbvegetarierin unter uns muss inzwischen zugeben, dass richtig zubereiteter Thunfisch nicht nur was für „Fleischfresser“ ist.

Die Nachbarinsel Sao Antao ist ein Wanderparadies und am besten von hier aus mit der Fähre erreichbar. So haben wir uns zwei Tage Urlaub vom Bootsleben genommen, die Wanderschuhe eingepackt und das erste Mal nach sieben Monaten wieder in einem festen Bett geschlafen.

Erstes Ziel war der ca. 1500m hoch gelegene Vulkankrater. Der Taxifahrer fragte uns oben angekommen, ob wir nicht lieber mit ihm woanders hinfahren möchten, es wäre doch so kalt hier. Quatsch, sagten wir und stiegen aus. Kalt war es aber tatsächlich. Kaum war er weg, fing es an zu stürmen. Vom Vulkankrater war nichts zu sehen bis auf eine dicke Nebelschicht. Im Windschatten einer Hütte versuchten wir krampfhaft die Wanderkarte zu halten. Irgendwie keine optimalen Bedingungen. Vielleicht sollten wir erstmal ein Stück auf der Straße am Kraterrand entlang gehen? Viele vom Wind abgebrochene Zweige, glitschiges Kopfsteinpflaster, Sicht gleich Null.

Das hatten wir alles nicht gebucht und waren froh als wir eine halbe Stunde später wieder im Taxi saßen, auf dem Weg zum nächsten Dorf unterhalb der Wolkendecke als Startpunkt für eine dreistündige Wanderung talabwärts durch Bananenplantagen und mühevoll angelegte Gärten.

Das sah schon anders aus.Viele Häuser auf Sao Antao sind eng an den Hang gebaut und nur zu Fuß erreichbar. Man fragt sich, warum sich jemand eine solche Wohnlage aussucht. Es muss an dem fruchtbaren Boden liegen.

Im Fluss wird Sand gesiebt und es werden Pflanzen vorgezogen.

Die Ställe für die Tiere sind von Natursteinmauern umgeben.Uns haben es besonders die netten Leute angetan. Jeder grüßt uns im Dorf und hat dabei ein Lächeln im Gesicht. Ein kleiner Junge zeigt uns stolz und ganz ohne Scheu eine Nuss, die er gefunden hat.

Auf dem Weg zur Fähre beobachten wir die Schaumkronen auf dem Kanal zwischen Sao Vicente und Sao Antao. Zwischen beiden Inseln steht eine gewaltige Düse, die sogar die schwere alte Fähre (ehemals ein Eisbrecher und Geschenk aus Norwegen) heftig ins schaukeln bringt. Hier müssen wir durch, wenn wir in den nächsten Tagen in Richtung Karibik starten.