Karibik-Segeln ist herrlich. Der Wind bläst zu Beginn der Saison kontinuierlich aus Nordost und dreht dann allmählich auf Südost. Bis auf wenige Ausnahmen bleibt auch die Windstärke in etwa gleich. Beste Segelbedingungen!
Wenn da nicht diese Hurrikansaison wäre…
Sie wird irgendwann zum Dauerthema unter Seglern und viele haben das H-Wort zum Unwort des Jahres gewählt.
Offiziell dauert die Hurricansaison von Juni bis November, dies ist die Zeit, in der sich gewöhnlich Tropische Wirbelstürme im Atlantik bilden. Ein guter Grund für uns, sich in dieser Zeit aus dem Hurrikangürtel fern zu halten. Früher konnte man die Zeit herrlich an der Küste und auf den Inseln Venezuelas verbringen. Das ist aufgrund der derzeitigen politischen Lage leider gar nicht mehr zu empfehlen. Wir haben uns deshalb für die ABC Inseln nördlich von Venezuela entschieden.
Mitte Mai ging es los. Wir sind in einem großen Bogen von Carriacou aus mit einem Sicherheitsabstand von 100 Seemeilen zu den venezolanischen Inseln nach Bonaire gesegelt. In der ersten Nacht und am zweiten Morgen haben uns Squalls und jede Menge Fischerboote mit riesigen Netzen den Schlaf geraubt. Warum immer am ersten Tag? Dafür ging es anschließend mit herrlichstem Segelwetter weiter.
Unter Seglern gibt es viele Geschichten über Piraterie an der Küste Venezuelas. Keine Ahnung, was daran wirklich dran ist. Komischerweise fallen sie einem aber gerade dann ein, wenn man nachts im Cockpit sitzt und sich Bonaire und damit auch der venezolanischen Küste nähert.
Tagsüber sah die Welt dann wieder anders aus. Wir saßen beide ganz entspannt im Cockpit als uns ein fremdes Motorengeräusch aufschreckte. Was kann das sein, hier draußen auf See? Ein Schiff war weit und breit nicht zu sehen, da donnerte plötzlich ein Flugzeug genau von hinten im Tiefflug über BELLA hinweg.
Es war die Küstenwache von Bonaire. Sie drehten zwei bis drei Kreise über uns. Bei uns machte sich nach dem ersten Schreck ein Sicherheitsgefühl breit. Scheinbar beobachten sie ihren Seeraum sehr genau und wissen nun, dass wir hier sind.
„German sailing vessel, german sailing vessel for Coastguard plane“ tönte es plötzlich aus dem Funkgerät. Hilfe, meinen die uns? Mit nettem holländischen Akzent wurden unsere Bootsdaten abgefragt und sie verabschiedeten sich mit einem „have a good trip to Bonaire“. Na, das war ja wohl mal eine Abwechslung im Segleralltag…