Bella

Curaçao

5 Monate auf einer trockenen mit Kakteen bewachsenen Insel
5 Monate in einer Lagune mit grünlichem Wasser, dicht an dicht mit vielen anderen Segelbooten
5 Monte jeden Abend dieselben Gesichter zur Happy Hour in der „Seglerkneipe“
5 Monate Zeit, um endlich mal alle offenen Punkte auf unserer ToDo-Liste abzuarbeiten und eine detaillierte Planung für die Weiterreise zu machen

So oder ähnlich hatten wir uns unsere erste Hurrican-Saison in der Karibik vorgestellt. Jetzt ist sie vorbei und wir können nur sagen: wir hatten eine wunderbare Zeit auf Curaçao! Wir haben viele, viele nette Menschen kennengelernt, sind im glasklaren Wasser am Rand der Insel geschnorchelt, haben unter einem Strohdach zweimal pro Woche Spanisch gebüffelt und (zumindest teilweise) unsere ToDo-Liste abgearbeitet. Die Zeit, die uns zunächst unvorstellbar lange vorkam, ist vergangen wie im Flug. Irgendetwas hat sich geändert. Wir denken jetzt nicht mehr in Tagen oder Wochen, sondern in Monaten. Vermutlich ist es das, was man heutzutage Entschleunigung nennt.

Karg und mit Kakteen übersät ist die Insel wirklich.Mount Christoffel, der höchste Berg, ist nur bis Mittags begehbar, der Beginn des Aufstiegs nach 10 Uhr wird wegen der Hitze nicht empfohlen und ab 12 Uhr einfach ganz verboten.Belohnt wird man mit einem Rundumblick über die Westspitze der Insel.

Einer der begehrtesten Schnorchelplätze ist Playa Grandi. Hier leben viele Schildkröten, die tägliche von den Fischern angelockt werden, wenn Sie Fische putzen.

Fussläufig von unserem Ankerplatz erreichbar liegt ca. 2m unter der Wasseroberfläche das Wrack eines kleinen Schleppers. Teilweise mit Korallen bewachsen ist er Treffpunkt vieler bunter Fische geworden.

Unser persönlicher Favorit zum Schnorcheln ist jedoch der Blue Room, eine Grotte im Nordwesten von Curaçao. Man muss eine halbe Stunde durch Kakteen und Hitze wandern oder sich ein Kanu mieten. Die Höhle ist nur von der Wasserseite schwimmend zu erreichen. Wenn kein hoher Wellengang ist, bleibt ein Spalt von ca. 30cm über der Wasseroberfläche, um hinein zu schwimmen. Im frühen Nachmittag scheint die Sonne auf den Eingang und taucht die ganze Grotte in ein blaues Licht.

BELLA lag während der letzten Monate in Spanish Water, einer großen Lagune, die als eines der besten Hurrican Holes der Karibik gilt.

Umgeben ist die Lagune von elegant bis pompösen Häusern, teilweise mit eigenen Steg, Segelschulen, kleinen Marinas und auch mal einem Restaurant. Nachmittags und am Wochenende kreuzen Jollen und Optis durchs Ankerfeld.

Curaçao war ehemals Holländisch, man zahlt mit der inseleigenen Währung, dem Antillen Gulden. Inzwischen ist Curaçao unabhängig und die Landessprache ist Papiamentu eine Mischung aus Spanisch, Holländisch und vielem mehr. Trotzdem gibt es große Supermärkte mit Albert Heijn Produkten, das nach Jahren gesunkene Boot im Ankerfeld wird von der Holländischen Marine geborgen. So ganz verstanden haben wir nicht, was hier abhängig und was unabhängig ist.

Aber wie sah unser Alltag aus? Was macht man als Segler an so einem ganz normalen Dienstag in Spanish Water auf Curaçao?
Unser Tag begann in der Regel mit der Funkrunde, in der Informationen unter Seglern ausgetauscht werden. Wo kann man Gasflaschen füllen lassen? Organisiert jemand eine gemeinsame Wanderung oder einen maritimen Flohmarkt? Wer hat was zu verkaufen?
Anschließend fährt der Shopping-Bus. Einer der örtlichen Supermärkte bietet einen täglichen Bus-Shuttle an. Keine schlechte Geschäftsidee und sehr praktisch für uns. Nach 1,5 Stunden geht es wieder zurück zum Dinghy.
Dann bleibt viel Zeit für Ausflüge, notwendige Reparaturen oder Ausbesserungen am Boot. 
Der Tag endete in der Regel mit einer Runde Schwimmen, duschen mit der Gartenspritze auf dem Heck, einem Sundowner und oder Essen mit anderen Seglern. Sailors midnight ist gefühlt schon um 21 Uhr, dann ist es schon ein paar Stunden dunkel und spätestens um 22 Uhr gehen nach und nach die Lichter auf den Booten aus. Gute Nacht John-Boy…
Neben uns lag die meiste Zeit James mit seiner MOONRISE. Das erste Mal gesehen haben wir ihn auf Porto Santo, das erste Mal gesprochen auf La Gomera, seit Mindelo sind wir Freunde und auf Curaçao haben wir fast alles zusammen gemacht: zusammen gekocht und gegessen, ein- bis dreimal täglich zwischen den Booten hin und her geschwommen, einen Spanisch Kurs gegründet, um die beste Playlist gewetteifert, Ausflüge gemacht und uns natürlich auch gegenseitig am Boot geholfen, wenn eine Hand fehlte. 
Irgendwann haben wir uns gegenseitig gestanden, dass wir den anderen auf La Gomera ja noch ziemlich seltsam fanden. Aber wie schön, dass man sich wieder trifft und die Zeit hat, sich wirklich kennenzulernen.

Von Curaçao aus haben wir drei Wochen „Urlaub“ in Deutschland gemacht. Gefühlt bestand er in erster Linie aus Arztterminen und dem Suchen von Steuerunterlagen und nur nebenher aus Treffen mit Familie und Freunden. Im Nachhinein zehren wir jedoch von den Wiedersehen und freuen uns, dass sich so viele die Zeit genommen haben, uns zu sehen!!!!!

Im Oktober hat Jörg uns besucht und ist dem bevorstehenden Winter nochmal kurz entflohen. Das war ein Grund, die Ankerkette von Muscheln und allerlei anderen Pflanzen und Tierchen zu befreien. Die Insel Klein Curaçao ist nur wenige Segelstunden entfernt und ein beliebter Ausflugsort für Tagestouristen, die nach kristallklarem Wasser und Strand suchen. Ab dem späten Nachmittag haben die Segler sie für sich allein. 

Während ich die Erinnerungen über Curaçao zusammen schreibe, sitzen wir schon auf Jamaica. Fünf Tage hat die Überfahrt gedauert, nach zwei Tagen unangenehmer Welle hatten wir herrlichstes Segelwetter. Direkt vor der Einfahrt nach Port Antonio haben uns ein paar Squalls auf Trapp gehalten und mit einer weißen Regenwand regelrecht die Einfahrt versperrt, sodass wir noch ein paar Stunden auf und ab fahren mussten.

Für die nächsten Monate stehen nun Jamaika und Kuba auf unserem Plan.