Unser erstes Ziel in Portugal ist Viana do Castelo, ein sehr nett aussehender kleiner Ort mit Hafen direkt unter der Eisenbahnbrücke. Wir sind gemeinsam mit dem Stormvogel die einzigen Gastlieger. Der Hafenmeister spricht gut Englisch, was man in Frankreich und Spanien nicht wirklich behaupten konnte. Für uns war der Aufenthalt aber auf eine Nacht beschränkt, da wir weiter Richtung Porto wollten.
Porto hat einen ganz neuen Hafen in der Flussmündung, der noch in keinem Hafenführer vermerkt, aber dank der Mundpropaganda unter den Seglern schon jetzt gut besucht ist. Die Gebäude sind noch im Bau und sehr provisorisch. Die Crew des Hafens versucht dies durch einen entsprechenden Service auszugleichen, es werden Brötchen morgens ans Boot gebracht, die Wäsche wird abgeholt und getrocknet wieder gebracht und überhaupt sind alle wahnsinnig hilfsbereit. Der Hafen liegt in einem kleinen, sehr sympathischen Vorort von Porto, überall steht Wäsche auf der Straße, das Leben findet viel mehr in der Öffentlichkeit statt als in den Häusern. In einem kleinen Restaurant haben wir Fisch und Meeresfrüchte gegessen, der typischerweise auf der Straße gegrillt wurde.
In Porto haben wir die Kassiopeia wieder gesehen, die wir von ihrer Internetseite kannten und schon in Cherbourg und La Coruna getroffen hatten. Schon lustig, wie oft man sich hier trifft. Hauptthema unter den Seglern ist natürlich der Wetterbericht, um das richtige Wetterfenster für den Trip nach Madeira oder zu den Kanaren abzupassen. Wir haben für uns entschieden, einen Tag für die Vorbereitungen einzulegen und dann direkt von Porto nach Madeira aufzubrechen, während der Stormvogel weiter an der Küste gen Süden segeln und die Kassiopeia erst später starten wollte.
Ein Tag Vorbereitung war allerdings zu kurz kalkuliert, mit Motorcheck, einkaufen, vorkochen, Mastcheck, Wasser und Diesel tanken, … so sind wir erst nachmittags um 17 Uhr in Richtung Madeiera ausgelaufen und uns blieben nur noch zwei Stunden Tageslicht zum „einsegeln“. Jetzt wissen wir, dass dies keine gute Entscheidung ist. Nach der vielen Zeit in der Werkstatt und der Motorerei waren wir noch nicht wieder auf „Segeln“ eingestimmt als die Dunkelheit kam.
Der Wind tat auch nicht das, was der Wetterbericht versprochen hatte. Wir mussten im Dunkeln das Großsegel reffen. Der Amwindkurs war recht ungemütlich, die Windfahne nicht installiert und der Autopilot konnte den Kurs nicht halten, sodass wir die ganze Nacht selbst gesteuert haben. Unter Deck wurde jeder Handgriff anstrengend, jeder Gang ins Bad hatte ungefähr fünf neue blaue Flecken zur Folge, kochen ist fast unmöglich, weil Gemüse, Töpfe, Messer etc. von einer Ecke in die andere rutschen und man immer eine Hand zum festhalten braucht. Ulrike hatte zusätzlich auch noch mit Seekrankheit zu kämpfen, was die Laune so ziemlich auf den Nullpunkt brachte. Irgendwann gewöhnt man sich aber wieder an das Leben an Bord, außerdem ließ der Wind zwischendurch nach und wir sind von den insgesamt fünf Tagen Überfahrt zwei unter Motor gefahren. Viel Einfluss auf das Befinden hat auch die Übermüdung, nach zwei bis drei Stunden Schlaf sah die Welt plötzlich wieder ganz anders aus.
Wie immer bei ruhiger See kamen Delfine vorbei, die Sonne wärmte herrlich und es wurde Zeit mal wieder an Körperpflege zu denken. Unsere Solardusche ergab hinten am Radarmast befestigt, eine prima Sitzdusche. Man kann sie zwar nur mit Tampen um den Bauch nutzen, aber auch daran werden wir uns gewöhnen.
Bei einem seiner Inspektionsrundgänge hat Matthias im türkisfarbenen Wasser entdeckt, dass wir etwas grünblaues an unserem Ruder hinter uns her ziehen. Also Zeit für einen Tauchgang, gut verschnürt und am Boot befestigt, bei 4000m Wassertiefe und 150sm vom nächsten Land entfernt. Das grünblaue Etwas entpuppte sich als ein Teil eines Fischnetzes, das sich in unserem Propeller verfangen hatte. Glücklicherweise ließ sich das Netz mit etwas Geduld lösen und unser Propeller war wieder frei. Entweder hatte unser Tauabschneider es zerkleinert oder es war von einem anderen Boot „übrig geblieben“ zuminderst scheint es unserem Propeller nicht geschadet zu haben und wir nahmen es mit zum nächsten Hafen, damit nicht noch ein Segler seinen Propeller danach abtauchen muss. Mittwochmorgen war zum Sonnenaufgang das erste Mal Land in Sicht, denn wir hatten Porto Santo die nördlichste Insel des Madeira Archipels voraus, auch wenn sie noch 40 Seemeilen also ca. 80km entfernt war. Kurz vor der Insel spielte uns das Wetter einen Streich, dicke Wolken waren im Anmarsch, die eine Menge Wind, Regen und schlechte Sicht mit sich brachten. Wie bestellt wurde es aber innerhalb der Bucht wieder besser und wir konnten sicher nach 4 Tagen und 22 Stunden in den Hafen von Porto Santo einlaufen.
Damit hatten wir unseren bisher längsten Törn von 670 Seemeilen (ca. 1200km) hinter uns gebracht und waren schon ein bisschen stolz. Auf jeden Fall hatten wir genau das richtige Wetterfenster abgepasst, auch wenn wir nicht komplett segeln konnten, hat uns zumindest kein Sturm überrascht.
Die erste Nacht im Hafen von Porto Santo war unruhiger als gedacht, da der Wind auffrischte. Im Internet hatten wir gesehen, dass Heidi und Peter mit dem Stormvogel (www.wiedekamm.com) ebenfalls auf dem Weg nach Madeira waren und mit Motorproblemen zu kämpfen hatten. Da war der Wetterwechsel nicht gerade beruhigend und wir haben viel an sie gedacht. Am nächsten Morgen kam auch tatsächlich der Anruf über Funk, dass sie im Schlepptau der Maunie vor der Hafeneinfahrt stehen und Hilfe benötigen. Es ist schon faszinierend wie groß die Hilfsbereitschaft der Segler untereinander ist! Maunie hat den Stormvogel bei über 30 Knoten Wind in den Hafen geschleppt, dort waren drei Schlauchboote in Bereitschaft, die von den Problemen gehört hatten und geholfen haben, den Stormvogel an den Steg zu bringen.
Jetzt ist Inselleben auf Porto Santo angesagt. Viel zu sehen gibt es hier nicht, aber es auch schön einfach in den Tag hinein zu leben und an den endlosen Stränden spazieren zu gehen. Der Wind ist zwar frisch, aber tagsüber ist die Sonne herrlich warm und die nächtlichen 20° kommen einem fast kühl vor. So hatten wir das gebucht!