Bella

Bermuda – Azoren

Den ersten Kontakt zu Bermuda hatten wir als wir uns aus 50sm per Funk anmelden mussten. In diesem Abstand werden alle Schiffe auf dem Radar erfasst und müssen ihre ungefähre Ankunftszeit für die schmale Einfahrt nach St. George’s angeben. An Land begrüßte der Zollbeamte mit Handschlag, gratulierte uns nachträglich zum Geburtstag als er die Pässe sah und erklärte uns, wo man im Ort kostenloses WLAN bekommt, welches das beste Restaurant ist, wo der Supermarkt ist und dass wir doch einfach zu ihm kommen sollten, wenn wir irgendetwas suchten. So etwas hatten wir noch nie erlebt!! Auf den meisten Inseln kommt man sich beim Einklarieren wie ein ungebetener Eindringling vor, der die Büroruhe stört und nicht wie ein willkommener Gast des Landes. DSC03827

Auf dem Ankerfeld begrüßten uns Doris und Wolf von der Nomad. Beide sind seit ca. 25 Jahren auf den Weltmeeren unterwegs und wir hatten ihre Internetseite www.seenomaden.at in der Vorbereitung dieser Reise verschlungen. Im Herbst halten sie in Köln einen Vortrag, auf den wir uns schon jetzt freuen und der uns nochmal in die Seglerwelt entführen wird.

Bermuda ist hübsch und gepflegt mit seinen bunten Häusern und den weißen Dächern.DSC03765

Sogar das Dixi-Klo auf dem Spielplatz macht eine soliden Eindruck und ist von Oleander eingerahmt (die Tür hätten sie allerdings schließen können).DSC03817

Mit Robert und Monika von der LIZA haben wir einen schönen Spaziergang durch die Umgebung gemacht. Von überall kann man einen Blick auf’s Wasser erhaschen.DSC03816

Werktags gibt es auf dem kleinen Rathaus-Platz von St. George’s immer eine historische Aufführung, die von den Sitten früherer Zeiten erzählt. So wurde zu viel Gerede mit einer Schaukelpartie bestraft, die im kalten Hafenwasser endet. Die Schauspielerin muss ziemlich abgehärtet sein…DSC03852

Zum Nationalfeiertag wurde ein Dingi Race veranstaltet. In diesem Fall waren es keine Schlauchboote, sondern völlig übertakelte Jollen.DSC03749

Wenn das Gewicht reduziert werden musste, sprang ein Teil der achtköpfigen Besatzung über Bord und wurde von einem der Zuschauerboote in der Umgebung wieder aus dem Wasser gefischt.DSC03741

Bermuda und auch die Segler, die wir hier kennen gelernt hatten waren so nett, dass die Zeit bis zum nächsten Wetterfenster wie im Flug verging und wir viel länger blieben als gedacht. NOMAD und LIZA sind Richtung Nova Scotia (Kanada) aufgebrochen während wir zeitgleich mit einer Clique holländischer Boote zu den Azoren gestartet sind.DSC03763

Wir hatten uns vorgenommen, den Motor diesmal nur zum Aus- und Einlaufen in den Hafen zu nutzen und uns sonst bei Schwachwindphasen in Geduld zu üben. Das hatte zur Folge, dass wir nach 50sm zwei Tage fast nur auf der Stelle trieben bis wir „Bermuda Radio“ auf Kanal 16 fast nicht mehr ertragen konnten.

Auf der Wasseroberfläche segelten uns immer wieder „Portugiesische Galeeren“ über den Weg. Wie wir in der Funkrunde gelernt haben, sind dies Quallen, die eine Art transparentes Segel auf dem Rücken haben, das sie voran treibt.DSC03861

Für den weiteren Weg haben wir uns für die Südroute entschieden, die zwar das Risiko von Flauten birgt, aber eine geringere Sturmwahrscheinlichkeit hat. Als klar war, dass wir noch Ausläufer von Tropical Storm „Andrea“ abbekommen würden, waren wir hierüber nicht unglücklich.DSC03960

Auf die Front folgten natürlich auch wieder Schwachwindphasen und die holländische Truppe hatte schon einige Abende in der legendären Seglerkneipe Café Sport hinter sich als wir nach 19 Tagen in Horta ankamen. Bis auf die letzten 60 Seemeilen haben wir die Strecke von insgesamt 1900 Meilen (gut 3500km) tatsächlich nur mit Windkraft zurückgelegt. Der Bordalltag war viel eingespielter und entspannter als auf unserer ersten Atlantiketappe. Für ruppiges Wetter waren genug Fertiggerichte in Dosen an Bord, je nach Krängung und Seegang hatten wir drei verschiedene Kojen zur Auswahl, das Chaos aus Klamotten unter Deck wurde einfach hingenommen und sogar die Anzahl der blauen Flecken hat abgenommen. So genoßen wir die Ruhe auf dem Wasser, herrliche Sonnenaufgänge … DSC03878

und Sonnenuntergänge … DSC03903

und konnten/können uns nicht vorstellen, in ein paar Wochen wieder in der überfüllten Kantine in der Schlange zu stehen.

Am 18. Juni um 06:30 Uhr Ortszeit sind wir in der Marina Horta angekommen und hatten uns ein kaltes Bier, zehn Stunden ungestörten Schlaf, eine Dusche und ein leckeres Essen verdient.