In Südengland hätte es viele wunderbare Plätze gegeben, um auf geeigneten Wind für die Weiterfahrt zu warten. Allerdings wären wir dann nie und nimmer pünktlich in Stavoren angekommen. So haben wir die letzten zwei Wochen genutzt, um uns Stück für Stück in Richtung Heimat vorzuarbeiten.
Falmouth – Fowey
Fowey ist ein Ort wie er im Bilderbuch steht, schöne alte gepflegte Häuser, alte Bäume und ein kleiner Strand, der nur bei Ebbe zum schwimmen geeignet ist.
Für uns ist die Wassertemperatur von 17 Grad alles andere als einladend, aber die Inselbewohner sind da scheinbar härter im Nehmen und genießen die für England ungewohnt heißen Tage.
Der örtliche Segelclub trifft sich abends, um mit den alten Holzjollen raus zu gehen.
Fowey – Dartmouth
Schon wieder war ein Tag ohne Wind angesagt.
Trotzdem mußten wir im Morgengrauen aufstehen und um fünf Uhr morgens ablegen, um den Gezeitenstrom zu nutzen. Wir haben eben kein Motorboot und jeder Knoten Gegenstrom raubt uns die notwendige Geschwindigkeit, um den nächsten Hafen zu erreichen.
Die englische Küstenlinie ist herrlich, auf den ersten Blick sind jedoch keine Buchten und Städte zu sehen, um so schöner, wenn man dann die Einfahrt nach Dartmouth erahnen kann.
Die Wohnmöglichkeiten sind vielfältig, vom einsamen Waldhaus mit Blick auf die Bucht…
…bis zur stadtnahen Wohnung alles vorhanden.
Dartmouth – Weymouth
Die Gezeiten verschieben sich nur langsam, so blieb uns das frühe Aufstehen die nächsten Tage erhalten.
Weymouth hat uns immerhin mit einem Seafood-Festival empfangen, wo wir uns nach einem langen Motortag satt essen konnten. Der Strand erinnerte eher an Spanien als an England.
Und sogar Palmen gibt es hier.
Weymouth – Brighton
Irgendwann änderte sich sogar in England mal das Wetter und es setzte wieder Wind ein. Leider kam er genau aus der Richtung, in die wir wollten („on the nose“ wie der Engländer sagt).
Unter Segeln waren wir zwar schneller als unter Motor, mussten aber die doppelte Strecke zurücklegen, um in die richtige Richtung zu kommen. So gibt es nicht viel Schönes über diese Etappe zu berichten.
Brighton – Dover
Wieder war Gegenwind angesagt, sogar noch stärker als am Vortag. Wenn wir doch nur nicht so bald wieder in Holland sein müssten…
Bei Gegenwind und Gezeitenstrom in die richtige Richtung hatten wir zwar eine etwas unangenehme Welle, aber die Logge zeigte immerhin Geschwindigkeit in die richtige Richtung an. Anders war es als der Strom kippte und auch noch gegen uns arbeitete. Dover / Calais ist die engste Stelle des englischen Kanals mit dem meisten Strom. Uns war klar, dass wir hier mit unserem Motor nicht gegenan kommen. Aber wir hatten wie immer Glück und kamen beim ersten schwachen Gegenstrom abends um elf im Dunkeln ziemlich kaputt in Dover an.
Dover – Dunkerque (Frankreich)
Der Straße von Dover ist mit 400 Schiffen pro Tag die Wasserstraße mit der weltweit höchsten Verkehrsdichte. Trotzdem hatten wir entschieden, den englischen Kanal bei Dover zu queren, weil an der schmalsten Stelle die „Schmerzen am kürzesten“ sind. Die Regel sagt, das Verkehrstrennungsgebiet im Kanal muss im 90°-Winkel gequert werden oder genauer: der Kiel soll im 90°-Winkel stehen, auch wenn das Schiff durch den Strom versetzt wird. Also auf mit klein BELLA quer durch die Berufsschiffahrt:
Der morgendliche Dunst hatte sich zum Glück schnell verzogen und der Wind aus der richtigen Richtung hat uns innerhalb von zwei Stunden durch das Verkehrstrennungsgebiet gebracht, sodass wir Kurs auf Frankreich nehmen konnten.
Dunkerque – Nieuwpoort (Belgien)
Nieuwpoort ist der einzige Hafen in Belgien, der im Hafenhandbuch als schön beschrieben ist. So haben wir auf die „Meilenfresserei“ unter Motor verzichtet und uns einen schönen Segeltag bei leichtem Wind gegönnt, um nach Nieuwport zu gelangen.
Belgien hatte nämlich noch ein wirkliches Highlight zu bieten. Hier gab es nach einem Jahr das erste Wiedersehen mit Jörg, Miriam und Annika.
Sie verbringen einen Teil ihrer Ferien auf dem Campingplatz in der Nähe des Hafens mit Burkhart, Annerose und Sophia. So kam es ganz ungeplant und überraschend zu einem Wiedersehen und einem wunderschönen Abend!
Nieuwpoort – Uitdam
Der Zwischenstopp hatte sich gelohnt, aber mit solch kleinen Etappen wie am Vortag wären wir nicht pünktlich angekommen. Also musste noch eine letzte Nachtfahrt unter Motor sein. Ohne Wind sind wir gut voran gekommen und am nächsten Abend in Holland-typisch flacher Landschaft im Markermeer angekommen.
In Uitdam gibt es einen kleinen Hafen mit angrenzendem Campingplatz, in dem wir noch nie waren. Das war die Gelegenheit, noch eine letzte Neuentdeckung zu machen bevor wir ins altbekannte Revier zurückkehren.
Holland mit seinen kleinen gepflegten Gärten hat ja durchaus seinen Reiz, trotzdem ist das letzte Jahr viel zu schnell vorbei gegangen. Am Samstag werden wir wieder in Stavoren sein und die Gefahrentonne umrunden. Wo ist nur die Zeit geblieben?