Guernsey erinnerte uns etwas an Bermuda, nicht so geschleckt aber doch sehr britisch. Ein sehr subjektiver Eindruck wie wir von einigen Einheimischen erfuhren, die uns abends im Pub ansprachen. Ihrer Meinung nach ist Guernsey viel französischer als britisch und auch die Landessprache, die ihre Großeltern noch ausschließlich gesprochen haben, ist stark mit dem Französischen verwandt. Beeindruckend ist der enorme Tidenhub von bis zu 8 Metern. Der Hafen hat einen Drempel in der Einfahrt, damit er nie ganz leer läuft. Bei unserem Tiefgang können wir deshalb je nach Spring- oder Nippzeit nur 1-2 Stunden vor oder nach Hochwasser in den Hafen einlaufen.
Über Nacht sind wir von Guernsey weiter nach Roscoff gesegelt und waren damit in der Bretagne. Hier hätte man sicherlich einen ganzen langen Urlaub verleben können, so schön ist die Landschaft. Uns hat es jedoch weiter nach Camaret-sur-Mer gezogen.
Was uns in diesen Gefilden immer wieder beschäftigt und auch fasziniert hat, sind die Gezeiten und die damit verbundenen Strömungen. Der Weg von Roscoff nach Camaret führt um ein Kap, welches den Englischen Kanal von der Biskaya trennt. Vorgelagert ist die Ile de Quessant. Der kürzeste Weg führt zwischen der Insel und dem Festland durch den Chenal de Four. Was hier in diesem Kanal passiert, wenn die durch die Tide bewegten Wassermassen hindurch müssen, ist faszinierend. Wir haben wie empfohlen eine Zeit gewählt, an der wir uns gegen die Strömung zunächst bis zum nördlichen Anfang des Kanals vorkämpfen mussten. Eine Geduldsprobe! Sobald man jedoch im Kanal ist, zieht es einen mit einer unglaublichen Kraft gen Süden, die Geschwindigkeit steigt von 3,5 Knoten auf 11 Knoten an, ohne dass wir irgendetwas geändert haben. Das Wasser ist spiegelglatt, man bemerkt die Strömung jedoch an dem Versatz mal nach steuerbord, mal nach backbord beim Manövrieren durch die gut betonnte Durchfahrt. Kaum war der Kanal zu Ende, haben wir etwa eine Meile vor uns brodelndes Wasser gesehen. Das Bild erinnerte uns an alte Gemälde und Geschichten wo die Hölle beschrieben wird. Was ist das? Wind konnte es nicht sein, also musste es etwas mit der Strömung zu tun haben. In unserem Fall war es sicherlich noch sehr, sehr harmlos, weil wir einen optimalen Tag mit wenig Wind erwischt hatten. Wir möchten uns nicht vorstellen, was hier los ist, wenn starker Wind gegen die Strömung setzt. Das wäre wirklich die HÖLLE.
Camaret sur Mer war unser Wunschhafen als Ausgangspunkt für die Biskaya-Überquerung. Ein netter kleiner Hafen, an dem man sich die Zeit bis zum richtigen Wetterfenster vertreiben kann. Bei uns waren es nur ein Tag und zwei Nächte und dann ging es schon weiter. Draußen auf der Biskaya bei Sonnenschein war uns klar: Hier sind wir nun eindeutig im Blauwasser angekommen.
Hier auf dem offenen Wasser haben wir das erste Mal unser eigenes Trinkwasser mit unserer Entsalzungsanlage produziert. Damit hat das ständige Wasserschleppen und im Schlauchboot transportieren ein Ende .
Mit gutem Segelwind in den ersten 26h und einem Wechsel zwischen Motor und Segeln sind wir nach knapp 70 Stunden in Viveiro, Spanien (Galizien!) angekommen.
Der Hafen von Viveiro ist nicht schön, aber wir sind in Spanien!!!! Die engen Gassen mit netten Tapas-Bars haben es uns angetan. Auf den Pulpo de Galega hatten wir uns schon so lange gefreut und wurden auch nicht enttäuscht. So sind wir sogar zwei Nächte geblieben bevor wir uns zu einem Ankerplatz im Ria Cedeiro aufgemacht haben.