Wir hatten uns inzwischen so an das Leben im Hafen von Vigo gewöhnt, dass Matthias schon überlegt hat, wie er sich jobmässig etablieren könnte. Vielleicht so?
Der Aufenthalt in Vigo ging ähnlich verrückt weiter wie er begonnen hatte. Als von der hiesigen Pünktlichkeit wir mal wieder recht frustriert waren und uns mit einer Pizza ablenken wollten, „erschien“ (anders kann man es nicht formulieren) uns die Gattin des Restaurantbesitzers und hat uns ungebeten eine umfassende Lektion in positivem Denken erteilt. Nur mit Mühe konnten wir die Dame davon abhalten, einen Glücksbringer aus ihrer Wohnung zu holen und mussten dafür versprechen, einen Stein zu suchen und uns vor dem schlafen gehen jedes Mal zehn positive Dinge des Tages vor Auge zu halten. Keine Ahnung ob er es daran lag, auf jeden Fall war am nächsten Tag das Boot von Heidi und Peter im Wasser.
Auch unsere Motorfüße wurden am Samstag fertig, der Abschied aus Vigo lag also zum greifen nah und wir haben zum Abschied noch mal alle zum Essen eingeladen.Galizien ist bekannt für seine Meeresfrüchte. Wir haben uns aber bisher nicht getraut, sie zu bestellen, weil wir weder wussten, was sich hinter den Namen verbirgt, noch wie man sie isst. Dank unserer galizischen Freunde haben wir nun einige kennen gelernt. Entenmuscheln (percebe) sahen für uns aus wie Schildkötenfüße, es ist aber ist ein Krebstier aus der Klasse der Rankenfußkrebse. Entenmuscheln leben auf den harten Oberflächen der Felsen und sind sehr gefährlich zu fangen (oder sagt man ernten?). Schwertmuscheln (navajas) sehen auch ungefähr so aus wie sie heißen.
Als deutschen Namen für Brunõs findet man im Internet „behaarte Seespinne“ oder auch Teufelskrabbe, da klingt centolla im Spanischen doch irgendwie leckerer. Das bizarr aussehende Meeresgetier ist 12-15 cm lang, mit rotem Rücken, wild gezackt, bewarzt und zottig bemoost. Ein Fabeltier, bei dessen Anblick man sich wundert, dass es solche Geschöpfe überhaupt noch gibt. Das merkwürdigste aber sind die dreimal so langen, mehrmals gegliederten Beine, die in Stelzfüßen enden. Ihre Verwandte ist die Seespinne, 45-50 cm lang, gelbrot, über und über mit Schwämmen, Polypen und Moostierchen bewachsen, die sie selbst auf ihren Rücken verpflanzt um eine geniale Tarnung zu erreichen.
Wir haben unsere Brunõs nur auf dem Teller gesehen, das mit dem Moos stimmt, der Körper hatte einen Durchmesser von ca. 10cm, sahen wirklich aus wie Fabelwesen und haben wunderbar geschmeckt.
Montags wurde unser Motor dann noch mal genau ausgerichtet, sodass wir nun viel weniger Vibrationen im Boot haben und die Befestigung sich in Zukunft hoffentlich nicht mehr lockern wird! So gings am Montag dann endlich weiter (bzw. wieder zurück) nach Baiona.
Dienstag sind wir nach Viano do Castelo aufgebrochen. Eigentlich war wenig Wind gegenan vorausgesagt, also gute Bedingungen, um den Motor zu testen. Vor der Bucht von Baiona überraschte uns dann aber eine ganze Menge Wind mit max. 33 Knoten und konnten seit langem mal wieder segeln. Richtig Spaß gemacht hat es anfangs nicht mit viel zu viel Segelfläche, aber gut zu wissen, dass auch das geht. Nach einer Stunde Nebel kam dann der angekündigte schwache Gegenwind und wir haben bei herrlichem Sonnenschein die Grenze nach Portugal überquert. Endlich können wir mal wieder eine neue Gastlandfahne hissen!