Bella

Der wirkliche Beginn der dritten Reise

Es war wie jedesmal zu Beginn unserer Reisen. Wir haben uns vorgenommen, im Frühjahr zu starten, um ein paar Monate an der Europäischen Atlantikküste verbringen zu können bevor der Herbst kommt. Zweimal hatte es nicht geklappt und beim dritten Mal wieder nicht.

So schön Zierikzee auch ist, wir wollten irgendwann einfach nur los. Am 4. August haben wir Zierikzee im Kielwasser gelassen und sind nach Wemeldinge gesegelt (nur zwei Stunden, ungefähr zehn Seemeilen weiter). Der Wetterbericht war schlecht und uns war klar, dass wir hier erstmal ein paar Tage bleiben würden. Aber egal, wir waren unterwegs!

Durch die Westerschelde nach Breskens erreichten wir die Nordsee und haben versucht, nach Möglichkeit Häfen anzulaufen, die wir noch nicht kannten, um nicht wieder dieselbe Route zu nehmen wie bei den letzten beiden Malen. Von Ostende gibt es eine gute Zugverbindung nach Brügge, ein kleines Bilderbuchstädtchen bei blauem Himmel. Genau das richtige, um unsere faulen Seglerbeine ein bisschen zu bewegen.

Boulogne-sur-Mer ist ein Schlüsselhafen für uns. Kurz vorher wechselt die Wasserfarbe von braun auf grün und wir bilden uns jedes Mal ein, hier fängt „der Süden“ an.

Weiter ging‘s nach Dieppe. Der Hafen liegt liegt idyllisch mitten in der Innenstadt.

Wenn die Tide mit uns ist, kann Segeln im Englischen Kanal sogar Spaß machen!

Das nächste Ziel war nicht hübsch, sondern eher „interessant“. Le Havre wurde im Zweiten Weltkrieg fast komplett zerstört. Das Stadtzentrum wurde nach den Plänen von Auguste Perret mit einem Team von 60 Architekten in Betonarchitektur neu errichtet und gehört zum UNESCO Weltkulturerbe.

Wir dachten ja immer, wir würden auf dem Boot beengt leben. Aber Erwin Wurm zeigt mit seinem „Narrow House“, dass es durchaus noch kleiner geht.

Im krassen Kontrast zu Le Havre steht Honfleur, was ein paar Kilometer weiter von den Bomben verschont wurde.

Das Segelwetter im Englischen Kanal bestand grundsätzlich aus Gegenwind oder aus Flaute. Wir haben die Flaute gewählt und schlichen uns bei Dunkelheit um 6 Uhr morgens aus dem Hafen von Le Havre.

Der Kreuzfahrer kam uns entgegen, um die Gäste bei Sonnenaufgang in Le Havre aufwachen zu lassen.

Wir schafften es, unter Motor noch vor Dunkelheit in Cherbourg einzulaufen. Hier waren erstmal Bootsarbeiten angesagt. Unser AIS funktionierte nicht wie gewünscht und wir liessen uns ein neues Gerät zuschicken.

Dabei blieb ausreichend Zeit für einen Besuch der „La Cité de la Mer“ im ehemaligen Transatlantik-Bahnhof. Hier ist das größte zu besichtigende Atom-U-Boot ausgestellt. Eigentlich bin ich kein Fan von solchen Kriegsmaschinen, aber hier geht es nicht um die Darstellung der fürchterlichen Lebensbedingungen bei lautem Bombengedröhn und dramatischer Musik. Ein Audio-Guide erklärt vielmehr die technische Ausstattung des U-Bootes, mit atomarem Antrieb, Wasseraufbereitung, Sauerstoffversorgung,… doch noch ein wenig komplexer als auf BELLA.

Von Cherbourg aus haben wir die Kanalinseln mal eben übersprungen und sind gleich nach L‘Aberwrach und Camaret-sur-Mer, unserem Ausgangspunkt für die Biskaya-Überquerung gefahren.

Und schon war der erste Monat unserer Reise vorbei!
Ganz schön viel für einen Monat, wenn man jetzt so zurück denkt…