Barbados
Kulinarisch war Barbados nach dem Dosenessen der letzten Wochen auf dem Atlantik ein wenig enttäuschend. Hier scheint es in erster Linie Burger in allen Variationen zu geben. Auch in den Supermärkten ist die Auswahl sehr gering, es gibt kaum Käse und Milchprodukte, nur den Monate lang haltbaren Joghurt aus Rehburg-Loccum, den wir schon von den Kapverden kennen und wo man sich fragt, wie er für weniger als einen Euro produziert, verpackt in die Karibik geschickt werden kann. Das war zumindest unser erster Eindruck. Es gibt aber eine ganz besonders leckere Spezialität: hier werden die fliegenden Fische, die wir auf dem Atlantik achtlos über Bord geworfen haben, geduldig filetiert und auf dem Markt verkauft. Gebraten oder gegrillt schmecken sie sehr köstlich!
Barbados war für uns ein perfekter Ort um eine Woche auszuspannen. Die Menschen sind unglaublich freundlich, das Wasser türkisblau und klar, herrliche Sonnenuntergänge über dem Meer prägen die Abendstimmung.
Bei unserer ersten Dingi-Tour in den Ort ist der Anker geslippt. Die aufmerksame Crew von der Five Star hat gesehen, dass Bella abgetrieben ist und hat alle alarmiert, um unsere Telefonnummer heraus zu finden. Zufällig sind wir zum richtigen Zeitpunkt zurückgekommen. Das brachte uns natürlich zum Nachdenken: Ist der Anker zu leicht für unser schwer bepacktes Boot? Machen wir irgendetwas falsch? Später haben wir erfahren, dass fast alle zwei Anläufe gebraucht haben. Es hängt mit dem Untergrund zusammen, im Sand hält der Anker perfekt. Ein Sprung ins (warme!) Wasser, mit Brille und Flossen hat auch Matthias überzeugt, dass er sich nicht mehr bewegen wird.
St Lucia
Nach 4 Wochen haben wir uns auf einen Hafenplatz mit 230V und Trinkwasser gefreut. Es war dringend an der Zeit im Boot zu staubsaugen, die Kamera-Akkus aufzuladen und den Trinkwassertank zu füllen.
Ein paar Dinge muss man sich im Hafen aber auch dringend wieder abgewöhnen. Wir haben an Bord einen Salzwasserhahn, der Meerwasser direkt in die Spüle pumpt. Auf dem Atlantik und vor Anker nutzen wir das klare Meerwasser zum spülen und sparen dadurch wertvolles Süßwasser aus dem Tank. Die Pumpe für das Meerwasser wird mit dem Fuß betrieben. Nicht so einfach auf See auf dem schwankenden Boot mit zwei Händen zu spülen und einem Fuß zu pumpen. Das funktioniert nur, wenn man sich mit ausgestrecktem Hintern in der Pantry verkeilt und in dieser Stellung spült. Im Hafen ist der Zufluss zur Seewasserpumpe abgestellt, damit wir nicht die Hafengülle ins Spülbecken pumpen. Trotzdem erwischen wir uns immer dabei, dass wir auch beim aufdrehen des modernen Einhebelmischers wieder gut verkeilt mit ausgestrecktem Hintern in Lauerstellung stehen, wenn wir einen Tropfen Wasser benötigen.
Organischen Müll haben wir auf See entsorgt, indem wir ihn direkt von der Pantry aus durch den Niedergang, gegen den Wind, am Kopf des Mitseglers und diversen Leinen vorbei direkt über die Reling ins Meer geschmissen haben. Auch diesen Reflex müssen wir uns nun dringend wieder abgewöhnen, sonst gibt’s Ärger mit den Stegnachbarn.
Ganz gradios war es, Heidi und Peter vom Stormvogel auf St. Lucia wieder zu sehen, nachdem wir uns vor ihrer Atlantiküberquerung in Las Palmas getrennt hatten. Sie haben uns gleich ihre Lieblingskneipe für den Sundowner verraten, man sitzt auf urigen, aus Wurzeln selbst gebauten Stühlen und hat einen herrlichen Blick auf die Bucht. Hier gibt es leckere Lamm-Rotis (Teigfladen mit Lammfleisch und Gemüse gefüllt) und eine umfangreiche Cocktail-Karte.Die Versorgung ist ganz anders als auf Barbados, sogar der Supermarkt im Hafen von Rodney Bay hat im Vergleich dazu eine gigantische Auswahl. Dafür sind die Preise auch nicht ohne. Wir verraten hier jetzt nicht, wie viel uns nach vier Wochen die luftgetrocknete Salami und der Ziegenkäse zum Frühstück Wert waren…
Nachdem das Boot wieder einigermaßen sauber war, sind wir auf den Ankerplatz in der Bucht vor der Marina gewechselt. Hier sorgt Gregory mit seinem über und über mit Fahnen geschmückten Boot für die Versorgung mit Obst und Gemüse, ein anderer „boatboy“ holt die Wäsche ab und bringt sie sauber zurück.
Bis unser „zweiter Besuch“ nach Martinique kommt, bleiben uns noch zwei Wochen Zeit und wir freuen uns, mal wieder mit dem Stormvogel gemeinsam segeln zu können. So starten wir von St. Lucia aus in Richtung Norden nach Martinique. Es ist T-Shirt-Wetter, wie immer hier, eine Kappe gegen die Sonne ist unerlässlich. In den Passagen zwischen den Inseln auch mit Schwimmweste, denn der Wind bläst hier zuverlässig mit 15-20 Knoten und dazu kommt die ungebremste Atlantikwelle. Bei den kleinen Etappen lassen wir die Windsteueranlage aus und Ulrike kann mal wieder nach Herzenslust Ruder gehen.
Martinique
Das erste Ziel ist Fort-de-France. Unsere Ankermanöver werden immer perfekter „hej Skipper, der Anker liegt dort“ und zum Glück hält er jetzt auch immer öfter!
Nach den vielen Fotos von BELLA haben wir auch eins vom zweitschönsten Boot in der Bucht vor Fort-de-France gemacht, dem Stormvogel, gemacht.
Martinique gehört zu Frankreich, man bezahlt in Euro, kann wieder günstiger telefonieren und es gibt riesige Supermärkte der großen französischen Ketten. Also haben wir so viel eingekauft wie ein Dingi bewältigen kann, und das ist enorm viel.
Weiter geht es nach St. Pierre, einem kleinen gemütlichen Ort im Norden Martiniques, hier haben wir Heidis Geburtstag gefeiert und die Crew der „via con me“ kennengelernt.
Dominica
Erster Anlaufpunkt auf Dominica war Roseau. Ingrid und Roland von der „via con me“ kennen sich hier bestens aus und haben uns allen Mooringbojen und eine Wanderung für den nächsten Tag organisiert. Schon die Fahrt über die Insel bot uns herrliche Ausblicke.
Es ist auch immer wieder spannend zu sehen, wie erfolgreiche deutsche Firmen in anderen Ländern Werbung machen, wie auf der Bushaltestelle hier.
Die Wanderung war für 1,5 Stunden angesetzt. Nach der vielen Sitzerei an Bord, kommt uns eine bisschen Bewegung natürlich gerade recht. Die erste halbe Stunde führt sie auf einem Waldweg leicht bergan. Es ist warm, aber so hatten wir uns das vorgestellt und waren mit den richtigen Laufsandalen ausgerüstet. Nur unsere Führer rannten mit bloßem Oberkörper und barfuß vor uns her. Als wir vor dem Fluß standen und meinten, wir sollten doch mal eben durch kniehohes Wasser waten, war uns klar warum. Was uns niemand vorher gesagt hatte: diese Wanderung bestand eigentlich nur aus Flussüberquerungen und wir haben uns mit Kamera und Rucksack von Stein zu Stein gehangelt.
Matthias war oft als einer der Ersten da und hat sich über die nachfolgenden Kletterer amüsiert.
An den nassen Hosenbeinen kann man gut erkennen, wie hoch das Wasser bei den ungefähr sechs Flussüberquerungen pro Richtung stand. Also ganz anders als wir es erwartet hatten, aber wunderschön!!!
Ziel des ganzen waren die Victoria Falls. Herrlich anzusehen und am Fuße ein Becken in dem wir alle nach der Anstrengung herrlich schwimmen konnten.
Anschließend ging es denselben Weg mit allen Flußüberquerungen zurück. Vermutlich waren wir sogar schneller als beim Hinweg, denn wir wussten dass am Ende ein Essen im Restaurant von Moses auf uns wartet. Das Essen war sehr, sehr urtümlich und einfach, kein Restaurant-Tipp, aber tat gut.
Anschließend ging es zu den Trafalgar Falls, zwei Wasserfällen, die in einem Pool enden.
Daneben gibt es natürliche Pools, die von warmen Quellen gespeist werden. Wie es im Regenwald schon mal sein kann, hat es heftig geregnet und wir haben uns direkt für die warmen Quellen entschieden um unsere wandermüden Körper zu entspannen. Eine herrliche Tour!!!
Die Karibik wird immer wieder von Hurricans heimgesucht. Ein Schulbus, der unter einem Baum liegt, ist aus dem Jahre 1979 hier liegen geblieben.
Am nächsten Tag sind wir nach Portsmouth im Norden von Dominica gesegelt.
Ein schöner kurzer Schlag ohne frühes Aufstehen. Hier haben wir eine Tour durch den Indian River gemacht. Es ist ein Naturschutzgebiet, was nur mit dem Ruderboot und qualifizierten Führern zu befahren ist. Schwer zu beschreiben, aber die Bilder lassen etwas von der Schönheit erahnen…
Hier gibt es perfekt getarnte Krebse im Unterholz.
Die alten Bäume mit den schön geformten Wurzeln wirken wie ein Märchenwald.
Kleine Eidechsen am Baum.
Auf dem Rückweg haben wir sogar eine Schlange gesehen.
Auch hier haben wir den Rosenmontag nicht vergessen. Es wird jedoch ganz anders gefeiert als wir es kennen. Der Umzug mit einem riesigen LKW, der über und über mit Boxen behängt ist, fährt morgens von vier bis neun Uhr durch den Ort und führt die Gruppe der Tanzenden an. Wir selbst haben es erst bei Tageslicht zum „Brötchen holen“ erlebt, aber auch da war die Hauptstraße noch voll.
Insgesamt eine unvergessliche Zeit, bisher ist Dominica die Insel, die uns am allerbesten gefallen hat.