Bella

Antigua – Bermuda

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Nachdem Sabine und die TRINITY abgereist waren, konnten wir nicht länger leugnen, dass die Rückreise nach Europa vor der Tür stand und es noch einiges vorzubereiten gab. Mit diesem Gedanken fühlten wir uns ziemlich einsam, denn alle Boote, die wir bisher kennengelernt hatten, bleiben noch länger in der Karibik oder sind bereits Richtung Pazifik aufgebrochen. Dabei gab es nur eine Ausnahme: Tim und Nathalie von der LIMBO (http://my.yb.tl/sailinginlimbo), die wir auf Madeira kennengelernt hatten. Wir hatten sie seitdem nicht wiedergesehen und konnten auch keine Emailadresse finden. Um so größer war die Überraschung als die sonnengelbe LIMBO eines Nachmittags in „unsere Ankerbucht“ gesegelt kam. Nur mit der gemeinsamen Rückreise nach Europa wird es nichts, denn die beiden haben beschlossen, die Karibik-Saison so lange wie möglich zu genießen und das Boot dann per Frachter nach England transportieren zu lassen.DSC03668

Auf der Suche nach anderen Seglern, die Richtung Europa starten, hat Matthias mutig in der Happy Hour eine Gruppe angesprochen und hatte den Rest des Abends eine angetrunkene Engländerin halb auf dem Schoß sitzen, die es nicht fassen konnte, dass wir zu zweit auf einem kleinen Boot über den Atlantik wollen. Wir waren heilfroh als wir dort wieder weg waren und hatten erst mal die Schnauze voll, fremde Leute anzusprechen.

Zum Glück lassen sich nicht alle so schnell einschüchtern und so klopfte Peter von der TRANQUILO an unser Boot. Er fährt zwar auch nicht nach Europa zurück aber er und (sein Gast) Wolle waren eine richtig nette Bekanntschaft. Peter als erfahrener Weltumsegler war es auch, der uns geraten hat, das Rigg selbst zu kontrollieren statt einen Rigger zu suchen. Es sei ohnehin am besten, wenn man sich selbst helfen könne und ein Gefühl für Wantenspannung etc. bekommt. Er könne auch gerne mal vorbei schauen. Unglaublich nett! Und so waren auch die Abende, die wir mit Peter und Wolle von der TRANQUILO verbrachten.

In Jolly Harbour haben wir eine zusätzliche Winsch bekommen und eingebaut, die uns das Reffen auf dem Backbordbug erleichtern wird.DSC03684

Die GLOBI hatte Antigua und Barbuda auf dem Programm bevor sie zur Hurrican Saison in den Süden aufbrechen. So gab es ein Wiedersehen mit Lukas, Franziska, Laurel, Nick und Hund Nena. Unter Lukas Anleitung und mit dessen Tauchausrüstung hat Matthias unseren Propeller von Muscheln befreit. Unglaublich, was sich in diesem Klima alles ansammelt, wenn man nicht jeden Tag segelt, sondern faul vor Anker liegt.

Auf diese Weise ist die Zeit verflogen. Außerdem gab es ja noch zwei Geburtstage, die wir entspannt an Bord verbrachten und uns sehr über die vielen lieben Glückwünsche gefreut haben! Das Wetter war an beiden Tagen ziemlich bescheiden, es hat wie aus Kübeln geschüttet und wir haben unser erstes Gewitter an Bord erlebt.DSC03638

Bei geschlossenen Luken hatten wir bis zu 35 Grad unter Deck, was das Backen von Geburtstagskuchen unmöglich machte. Da haben wir uns lieber ein leckeres Abendessen im Restaurant gegönnt. Wie es sich zu einem richtigen Geburtstag gehört, gab es sogar Geschenke:

Geburtstagskekse von Nathalie und TimDSC03673

sowie ein Bild von Ilka
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Peter, Karen, Niklas und Ilka von der MANGO sind drei Jahre um die Welt gesegelt. Die vierjährige Ilka hat also schon mehr Lebenszeit auf einem Boot verbracht als auf festem Boden. Jetzt segeln sie nach Europa zurück. Aaaah! Endlich mal jemand!
Für die letzten Wartungsarbeiten (Ölwechsel, Mastkontrolle,…) und zum Laden der Batterien sind wir in die Marina gewechselt. Letztes Jahr war es für uns das Schönste, die Nächte in der Marina zu verbringen, eine Dusche zu haben und ohne eingeschalteten Ankeralarm einzuschlafen. Das hat sich gewandelt, die Enge und die Mückenplage ist uns bald auf die Nerven gegangen und wir haben vor der Abfahrt gerne die letzte Nacht im Ankerfeld verbracht. Da der Wind das Boot immer mit dem Bug im Wind hält, können wir auch bei leichtem Regen zu zweit im Cockpit im Schutz der Sprayhood sitzen. Die Dusche wird durch einen Sprung ins Wasser und unsere 3L-Giftspritze aus dem Gartenbedarf ersetzt. Das Wasser in der Giftspritze wird von der Sonne erwärmt. Nur bei viel Wind duscht man auf dem Achterdeck freiwillig etwas schneller und träumt von der heimatlichen warmen Dusche…
Als wir Sonntags Richtung Azoren oder Bermuda aufgebrochen sind, hatten wir einen Wetterbericht für sieben Tage, der in den ersten drei Tagen guten Segelwind ankündigte und für den Rest der Woche Flaute. Da die Langfrist-Vorhersagen nie verlässlich sind, haben wir uns darauf verlassen, dass es sich noch zu unseren Gunsten ändern würde. Pustekuchen! Flaute bis Ende der Woche blieb und schlimmer noch ab Mittwoch war für die nächsten sieben Tage ebenfalls Flaute angesagt und wir wussten nicht, was danach kommen würde. Was also, wenn der Wetterbericht Recht hat? Eine Woche treiben lassen? Unser Dieselvorrat reicht maximal für 600 Seemeilen, die Gesamtstrecke beträgt aber 2400sm. Also beschlossen wir Kurs auf Bermuda zu nehmen und dort die Tanks zu füllen. Dadurch verloren wir zwar viel Zeit, aber weniger Nerven als treibend auf dem Ozean.
Mit jeder Meile, die wir weiter nördlich kamen, wurde es merklich kühler, lange Hosen und Socken wurden hervorgekramt, die seit vier Monaten ganz hinten im Kleiderschrank verschwunden waren.
Der Törn zog sich mit 10 Tagen ziemlich in die Länge und war eher eine Geduldsprobe denn eine sportliche Leistung. So kamen wir am 21. Mai relativ gut ausgeschlafen und um viele Kniffel- und Backgammon-Partien reicher auf Bermuda an.