Unser ursprünglicher Plan war, Mitte Mai zu starten, um richtig Zeit zu haben für die Orte an der europäischen Küste, die wir bei der letzten Reise aus Zeitgründen ausgelassen haben. Nun sind wir diesmal noch später dran und stoppen wiederum an den Orten, die wir schon kennen, weil sie strategisch günstig liegen. Den Zeitdruck verursacht die Überquerung der Biskaya, die im Herbst mehr als ungemütlich werden kann und für die man in der Bretagne auf ein günstiges Wetterfenster warten muss. Also heißt es: Gas geben!
So sind wir von Durgerdam aus an Amsterdam vorbei bis Ijmuiden motort. Ab hier waren wir auf der Nordsee und die Rechnerei mit den Gezeiten ging los. Von Scheveningen aus hatten wir die erste Über-Nacht-Fahrt in Richtung Boulogne sur Mer. geplant. Angekommen sind wir dort leider nicht, denn anders als angekündigt hatten wir viel Gegenwind. Da war es sinnvoller und nervenschonender eine Nacht Zwischenstopp in Calais an einer Mooring einzulegen.
Die Etappe von Boulogne sur Mer nach Cherbourg begann mit typisch englischem Wetter. Nieselregen, wolkenverhangen und trübe Wasserfarbe. In diesem grauen Brei tauchte plötzlich ein Seehund direkt neben dem Boot auf und beobachtete uns genauso neugierig wie wir ihn. So nah hatten wir das noch nie erlebt.
Trotz dieser wunderbaren Überraschung werden wir Irgendwie mit dem Englischen Kanal als Segelrevier nicht wirklich warm. Die Gezeiten machen es recht beschwerlich. Das fängt schon damit an, dass man nicht aufstehen und starten kann, wann man will. Wenn man den Strom gegenan hat, kommt man nicht voran. Wenn man den Strom mit sich hat und den Wind gegenan (was häufig vorkommt, wenn man gen Westen will), gibt es eine unangenehme Welle. Wir freuen uns auf wärmere Reviere weit weg von diesem Tidenrevier!
Die Nachttörns haben für uns den Vorteil, dass wir Langschläfer auch mal einen Sonnenaufgang zu sehen bekommen. Das hat schon was!
Inzwischen sind wir in Guernsey auf den Kanalinseln angekommen und freuen uns, vom Weg der ersten Reise abgewichen zu sein und etwa Neues kennenzulernen. Wir sind gespannt.