Bella

Winter ade

Die Zeit im Hafen und auf dem Ankerplatz von Cascais war von Vorbereitungen für die Weiterreise und der Suche nach einem Leck geprägt. Nach einem Regenschauer landeten plötzlich Wassertropfen mitten auf unserem Notebook. Kein schöner Ort für Wasser. Nach 1,5 Tagen Suche und vielen, vielen Litern Wasser, die wir über alle erdenklichen Stellen der Windschutzscheibe geschüttet haben, kam ein Haarriß im Gelcoat als Ursache zum Vorschein. Mit bloßem Auge kaum erkennbar, hat er ausgereicht, um das Wasser bis zu unserem Notebook durchzulassen. Einmal entdeckt, war es schnell von Matthias repariert.

Ein Besuch von Lissabon war leider nicht drin. Stattdessen haben wir uns auf den Weg nach Madeira gemacht. Die Wettervorhersagen waren sehr wechselhaft, also haben wir uns für ein Wetterfenster mit wenig Wind entschieden. Für uns war das immer noch besser als viel Wind gegenan. Das haben andere scheinbar auch gedacht, denn unabgesprochen bildete sich an diesem Tag eine kleine Flotille aus fünf Booten, die wie an der Perlenkette Kurs auf Madeira nahmen.

Am ersten Tag unter Segeln hatte BELLA mit einer unruhigen Welle zu kämpfen, vermutlich mal wieder die Welle vom Atlantik, die vom ansteigenden Meeresboden gebremst wird. Zum Glück hat sich keine Seekrankheit eingestellt, bis auf leichten Kopfschmerz am ersten Abend und Unwohlsein, wenn man eine Stunde im Bad unter dem Waschbecken gehangen hat, um den Wassermacher zu beobachten. Unser Rezept ist, am ersten Tag möglichst wenig Zeit unter Deck zu verbringen, eine warme Mahlzeit pro Tag und möglichst viel Schlaf. So hatten wir ordentlich vorgekocht und unser bewährtes Wachsystem von vier Schichten mit jeweils  drei Stunden konsequent eingehalten, wenn das Wetter es zugelassen hat.

Nach 1,5 Segeltagen musste der Motor ran. Als hätten sie nur darauf gewartet, kam ein Schwarm Delfine vorbei. Dann ist das Motoren plötzlich gar nicht mehr so schlimm.dsc06667-kopieDie Tage vergehen schnell, wenn man sich an den Rhythmus an Bord gewöhnt hat. Ulrike hat ihr Strickzeug ausgepackt und Matthias erstmalig die Schleppangel installiert. Der Köder zappelte munter im Wasser hinter dem Boot her. Die Fische haben sich tot gelacht. Zumindest interessierte sich bis auf ein paar Möwen niemand für ihn.

Nach vier Tagen tauchten kurz vor Sonnenaufgang die ersten Lichter von Porto Santo auf, verschwanden aber sofort wieder hinter dicken Wolken. So scheint die Insel auf dem ersten Foto im Kölner Herbstwetter (8 Grad und Nieselregen) unterzugehen.dsc06674-kopieAber das täuscht, je näher wir kommen, desto bessere wird das Wetter. In den vier Tagen von Cascais bis Porto Santo haben wir 480 Seemeilen (ca. 870km) hinter uns gebracht, sind geografisch auf der Höhe von Casablanca angekommen und dem europäischen Winter endgültig entwischt!dsc06680Die nächsten 2-3 Wochen werden wir wohl erstmal auf Madeira bleiben.