Bella

Tuamotus – Einsame Inseln in Zeiten der Pandemie

Raroia war das erste von vier Atollen, die wir von Juni bis September 2020 besucht haben.

Bekannt wurde Raroia, weil hier im Jahr 1947 die Expedition von Thor Heyerdahl endete, indem er mit seinem Floß auf dem Riff an der Ostseite Raroias strandete und eine Woche später von den Einwohnern des Atolls entdeckt wurde.

Immer wieder befragten wir unsere Offline-Version von Wikipedia über die Geschichte und die Bevölkerungsstruktur der einzelnen Atolle, um uns ein bisschen das Leben auf diesen abgelegenen Inseln vorstellen zu können. 

Auf Raroia leben ca. 300 Menschen. Der Hauptort hat ein Rathaus, eine Kirche, einen Supermarkt und einen Flughafen. Autos haben wir keine gesehen, auf den Sandwegen wird alles mit dem Lastenfahrrad transportiert. Der Supermarktbesitzer lieh uns eine Sackkarre, die wir einfach am Hafen an die Laterne lehnen sollten. Der Nächste würde sie dann wieder zurück bringen… Der Flughafen stammt noch aus der Zeit der Atomversuche und trägt den IATA code RRR, aktuell schien er jedoch nicht angeflogen zu werden. Die Versorgungsschiffe kommen aus Tahiti und warten genau wie wir auf „Stillwasser“, um durch den kleinen Pass zu fahren. Denselben Weg nehmen auch die Boote mit den Schulkindern, denn eine Schule auf Raroia gibt es nicht. Die Woche über sind alle Kinder auf der Nachbarinsel Makemo und kommen nur am Wochenende nach Hause.  


Makemo war dann auch für uns das nächste Ziel. Im Südosten konnten wir mit einigen anderen Booten geschützt vor den zu dieser Jahreszeit immer wieder auftauchenden Maramus ankern. Ein paar Bäume gaben Windschutz und das Riff hielt die Pazifikwelle ab. 

An Land wohnte ein Polynesier, der die Einsamkeit liebt und sich trotzdem ab und zu über Besuch von Seglern freute. Alles rund um „Haus und Garten“ war liebevoll mit Strandgut geschmückt.

Neben seiner Strandhütte durften wir grillen und uns zum „Potluck“ treffen. („Potluck“ bezeichnet eine in den Vereinigten Staaten und anderswo bei Kirchengemeinden, Sportvereinen oder anderen Gruppen verbreitete Art von Zusammenkunft, bei der ohne Absprache jeder Teilnehmer eine Speise mitbringt, die für mehrere Teilnehmer reicht und dann mit allen geteilt wird.) Das sieht dann ungefähr so aus.

Anschließend sind Wettkämpfe der Einsiedlerkrebse sind beliebt.
Mit Kohlestückchen aus dem Grill werden die teilnehmenden Krabben durchnummeriert und den einzelnen Spielern zugeteilt.
Doping mit Kokosnuss-Stücken ist zwar erlaubt, aber nicht zwingend zielführend.

Die Ankerplätze in diesen traumhaften Atollen sind meist mit kleinen Korallenköpfen gespickt.

Foto: www.seenomaden.at

Manche wachsen wie Säulen empor und können je nach Tiefgang dem Boot gefährlich werden. Aber auch die kleinen Korallen haben es in sich. Wenn sich bei wechselnden Winden die Ankerkette darum wickelt, ist das weder gut für die Koralle noch für die Kette. Deshalb heben Segler ihre Ankerkette mit Hilfe von Fendern oder Bojen an.

Foto: www.seenomaden.at

Sieht lustig aus.

Skeptischer Blick vom Skipper.

Das Wasser ist so klar, dass man BELLAs Schatten im Sand sieht.

Schöne Farben beim Schnorcheln zwischen den Korallen, aber relativ wenig Fische.

Auf unserer ersten Reise haben wir 2013 auf den Bermudas Doris und Wolf „die Seenomaden“ aus Österreich kennengelernt. Sie segeln seit 30 Jahren um und durch die Welt, begeistern seit Jahren viele Menschen mit ihren Vorträgen, Büchern und Fotos. Wer nicht vorher schon vom Langfahrtsegler-Virus infiziert war, wird es spätestens nachdem er etwas von ihnen gelesen hat. Als wir sie das letzte Mal in Köln gesehen haben, hatten wir uns mit den Worten verabschiedet „wir sehen uns in einer schönen Ankerbucht irgendwo auf der Welt wieder“. Sieben Jahren hat es gedauert bis es so weit war. 2020 haben wir uns auf den Marquesas wiedergetroffen und seitdem viele, viele tolle Abende in traumhaften Ankerbuchten mit ihnen verbracht. Sie kennen die besten Schnorchelplätze, wissen wo bei viel Wind der beste Ankerplatz ist und machen die leckersten Nudeln mit selbst gefundenen Muscheln. UND: Die schönsten Fotos in diesem Bericht sind auch von ihnen, vielen Dank dafür!  www.seenomaden.at

Foto: www.seenomaden.at

Der Hauptort von Makemo liegt direkt neben einem der beiden Pässe. Im größten Supermarkt kann man auch Diesel und Benzin bestellen, es wird in Fässern mit dem Versorgungsschiff gebracht und neben dem Supermarkt abgefüllt. Als wir uns mit unseren gefüllten Kanistern auf den Heimweg machen wollten, wurde uns sofort ein Fahrservice angeboten. Wir sollten nur kurz warten. Nach einer halben Stunde fuhr ein Polynesier mit nacktem fast vollständig tätowierten Oberkörper vor und forderte uns auf, unser Gepäck einzuladen. Er hatte sich mit einem Freund getroffen, die halbleere Bierflasche stand noch im Getränkehalter neben dem Fahrersitz. Er fragte uns, wo wir herkämen. Er sei der Eigentümer des Supermarktes und habe deutsche Vorfahren, sein Name wäre nämlich Müller.

Nächster Stop: Tahanea. Tahanea ist das einzige unbewohnte Atoll, was wir besucht haben. Im Pass kann man sich (bei einlaufendem!) Wasser herrlich von der Strömung treiben lassen. Das Dinghy haben wir immer schön hinter uns her gezogen. Zum einen, weil wir ja erstmal gegen die Strömung zum Pass gelangen mussten, aber auch weil es irgendwie beruhigend ist, wenn man sich im Hai-Gebiet aufhält, eine Fluchtmöglichkeit dabei zu haben. In Wirklichkeit haben die Haie keine Interesse an uns, so lecker sind wir ja doch nicht. So haben wir auch nur Riffhaie gesehen, die uns aus der Ferne neugierig beäugt haben oder schlafende Grauhaie auf dem Meeresgrund. Ganz anders waren die eleganten Mantarochen, die uns interessiert umkreist haben.

Was macht man eigentlich den ganzen Tag auf so einem Boot? Ich habe zum Beispiel meinen ersten Yoga-Kurs auf einer unbewohnten Insel gemacht. Die Yoga-Lehrerin vom Nachbarboot hat jeden Nachmittag Yoga am Strand angeboten und anschließend haben sich alle am Strand zum Sundowner getroffen. Herrlich!!!

Foto: www.senomaden.at

Corona schien in dieser Zeit für uns weit, weit weg zu sein. Internet gab es auf den Tuamotus oft nur in Form einer schlechten 2G Mobilfunkabdeckung, sodass man schon mal das Handy den Mast hochziehen musste, um eine WhatsApp Textnachicht zu versenden. Im unbewohnten Tahanea Atoll gab es gar nichts und wir hatten nur Zugriff auf Wetterberichte und seltene Emails über unser Modem vom Kurzwellenfunkgerät. 

Foto: www.senomaden.at

In Fakarava holte uns die Realität dann wieder ein. Die Seewasserpumpe fing an zu tropfen, einen Ersatz hatten wir nicht, sondern mussten ihn aus Tahiti oder Deutschland organisieren. In Tahiti stieg zu dieser Zeit die Zahl der Corona-Infektionen rapide an.
So beschlossen wir, nach einer Möglichkeit zu suchen, die Pumpe direkt nach Fakarava schicken zu lassen und noch ein bisschen weiter den Zauber der Südsee zu genießen.

Fakarava ist das zweitgrößte Atoll der Tuamotus und bei Touristen besonders wegen der einzigartigen Tauchplätze beliebt. Im Graben des Südpass tummeln sich hunderte von Haien. Wir als Schnorchler sehen nur einen Bruchteil von Ihnen, aber auch dies ist schon unglaublich!!!

Foto: www.senomaden.at

Die Strömung zog uns vom kleinen Restaurant fast bis zurück zu unserem Boot.

Foto: www.senomaden.at

Dank Corona gab es kaum andere Schnorchler im Pass und wir waren mit den Seenomaden die einzigen Gäste im kleinen Restaurant am Südpass.

Foto: www.senomaden.at