Bella

Lanzarote – Teneriffa

Das nächste Ziel nach Lanzarote war Las Palmas auf Gran Canaria. Hier wollten wir endlich unser Pactor-Modem anschließen lassen, um mit dem Kurzwellen-Funkgerät unterwegs aktuelle Wetterdaten aus dem Internet laden und vielleicht auch mal eine E-Mail verschicken zu können.

Las Palmas ist jedes Jahr im November der Starthafen des Atlantic Race for Cruisers. Es sammeln sich über 200 Yachten, die gemeinsam zu einer Rallye in die Karibik starten. Der Start war für den 25. November festgesetzt, in den Wochen vorher gab es Seminare, Partys und viel technische Unterstützung, um Boote und Crews auf die Atlantiküberquerung vorzubereiten. Wir waren nicht zur ARC angemeldet, weil wir uns erst auf den Kanaren entscheiden wollten, ob wir wirklich den Sprung über den Atlantik wagen, kennen aber viele Boote, die dabei sind. Außerdem haben wir die Situation genutzt, um einen Yachtfunk-Spezialisten für unser Pactor-Modem zu treffen, den wir bereits vorher kontaktiert hatten und der den passenden Antennentuner sowie weitere Anbauteile für uns im Gepäck hatte.

Von Lanzarote aus war also klar: wir müssen nach Las Palmas, um unser Pactor-Modem anschließen zu lassen und möglichst auch Anna (unseren ersten Besuch) dort an Bord zu nehmen. Gleichzeitig war klar, dass der Hafen hoffnungslos überfüllt sein würde und wir als Nicht-ARC-Mitglieder auf dem ebenfalls überfüllten Ankerplatz verwiesen würden. So haben wir beschlossen, auf Lanzarote mittags abzulegen, die Nacht durchzusegeln, um morgens in Las Palmas anzukommen und sind mal wieder in den Sonnenuntergang motort.DSC01430

Morgens sind wir fast pünktlich auf die Minute angekommen und wurden auf den letzten Seemeilen von einem Kreuzfahrtschiff mit demselben Ziel fast in den Hafen von Las Palmas geschubst. Dort angekommen waren wir leider genauso unerwünscht wie befürchtet, aber zwei Stunden zur Installation des Pactors wurden uns gewährt. Dabei hat sich herausgestellt, dass das Kurzwellen-Funkgerät, welches wir mit dem Boot gekauft haben, auf den Frequenzen, die für das Pactor-Modem benötigt werden, nicht funktioniert. So haben wir eine wunderbare Installation (der Service vom Gütersloher Yachtfunk-Spezialisten war wirklich spitze!), können sie ohne Funkgerät aber nicht nutzen. Eine nette spanische Seglerin, die wir aus Madeira kannten, hatte für uns einen Liegeplatz im benachbarten Hafen organisiert, sodass wir zumindest einen Ölwechsel machen konnten und unser Funkgerät in Reparatur geben konnten – falls es überhaupt zu retten ist.

Am nächsten Tag haben wir uns auf den stark überfüllten Ankerplatz begeben. Es war herrlich, bestes Wetter, kein überfüllter Steg mehr und wir haben uns gefragt, warum wir dies nicht schon früher gemacht haben. In Las Palmas haben wir dann auch den Heckkorb-Grill gefunden, auf den wir schon scharf waren als wir ihn bei der PINTA am ersten Tag unserer Tour gesehen haben.DSC01441

Also Dingi aufgepumpt, Grill gekauft, im letzten Tageslicht angebaut und Peter und Heidi vom Stormvogel zur Grill-Einweihung abgeholt. Das war ein Abend nach unserem Geschmack!

Nachts drehte der Wind und es stellte sich die Frage: hält der Anker noch? Warum sind die Nachbarschiffe plötzlich so anders angeordnet?

Wer hat wo seinen Anker liegen und wie viel Ankerleine gesteckt? Um vier Uhr morgens kam unser Nachbar „zum greifen nah“ und wir als diejenigen, die zuletzt angekommen waren, mussten den Platz räumen. Super! Im Halbschlaf, im Dunkeln und in einem Ankerfeld wo kein Plätzchen mehr übrig ist. Nach drei Versuchen hielt unser Anker dann schließlich am Rand der Einfahrt zum Containerhafen. Ganz entspannt war die Situation dennoch nicht. Wir hatten vergessen beim Start des Motors, das Ventil für die Seewasserkühlung aufzumachen, die Wasserkühlung ist während unserer Ankerversuche also trocken gelaufen und wir wussten nicht, wie viel Schaden der Motor davon getragen hatte. An richtig erholsamen Schlaf war also wieder nicht zu denken…

Am nächsten Morgen wurden wir von unserem Ankerplatz in der Einfahrt vertrieben und mussten uns neu auf die Suche machen. Wir haben den halben Tag an einem neuen Platz verharrt, aber der Anker slipte und wir mussten am Motor dringend den Kühlwasser-Impeller tauschen und hoffen, dass der Motor sonst in Ordnung ist. Keine Reparatur, die man bei rutschendem Anker machen sollte. Wieder mal haben uns andere Segler geholfen. Heidi vom Stormvogel hat mit einer Engelsgeduld und viel Zureden wiederum einen Liegeplatz im Hafen für uns organisiert.

Hier konnten wir gerade noch rechtzeitig vor Annas Ankunft den Impeller austauschen und der Motor läuft seither perfekt!

Durch diese Aktion haben wir gemeinsam mit Anna am nächsten Tag noch die offizielle Parade der ARC miterlebt. Deutschland hatte den weltbesten Fahnenträger:DSC01449

Aber auch andere Länder hatten sich etwas Originelles einfallen lassen:DSC01443

Zwei Tage später sind wir mit einer Tüte voll neuer Impeller und anderer Ersatzteile gemeinsam mit Anna in Las Palmas gestartet und nach Puerto de Mogan im Süden von Gran Canaria gesegelt. Puerto de Mogan ist ein Touristenort mit vielen Ferienwohnungen, aber ohne große Hotelburgen – nach der Großstadt Las Palmas eine echte Erholung und wir sind gleich zwei Nächte dort geblieben.DSC01462

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Weiter ging es dann in den Süden Teneriffas. Andere hatten uns schon öfter die Vorteile von größeren Crews erläutert. Das sieht wohl in der Regel so aus:

Der Besuch steht am Steuer.DSC01475

Und der Skipper schläft.DSC01477

Die Düse zwischen den Kanarischen Inseln ist nicht zu unterschätzen, hier nimmt der Wind ganz plötzlich um 10 Knoten zu. Dann sind alle schnell wieder wach!

Im Dunkeln sind wir in der Marina San Miguel eingelaufen, wo schon Ute und Udo mit der Pura Vida lagen. Die beiden standen irgendwann in Köln im Winterlager neben der BELLA, haben dasselbe Boot und segeln jetzt ebenfalls in die Karibik. Hier haben wir uns also wieder gesehen.

Bevor wir die Chance hatten Abendessen zu kochen, saßen wir zusammen mit Ute und Udo auf einem wildfremden Boot mit anderen deutschen Langfahrtseglern und waren zum Bier eingeladen – passiert zuhause nie, wenn man vor die Garage fährt.

Mit einem Mietwagen haben wir mit Anna dann die schönen Teile Teneriffas erkundet. Die ehemalige Hauptstadt La Laguna:DSC01495

Botanische Gärten mit exotischen Pflanzen:DSC01508

Eine Mischung aus Weihnachtskrippe und Ausstellung der örtlichen Handwerke vor der Kulisse der Kolonialbauten in Orotava:DSC01571

Mit Besuch gibt es dann tatsächlich mal ein Foto von uns beiden:DSC01568

Am 27.11. sind die ARC-Boote in die Karibik gestartet und die Pura Vida zu den Kapverden. Nur wir sind weiterhin auf Teneriffa, beobachten die anderen sehnsüchtig im Internet und warten was mit unserem Funkgerät passiert. Jetzt ist klar: wir wollen auch in die Karibik und zwar so schnell wie möglich.

Zum ersten Mal in unserem Leben haben wir drei Einkaufswagen bei einem Einkauf benötigt und den geliehenen Fiat 600 bis unter die Decke voll gepackt.DSC01584

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Jetzt sind genug Wasser und Proviant für die drei Wochen Überfahrt an Bord, nur das Funkgerät fehlt noch. Es kann nicht repariert werden und wir haben ein Neues in Deutschland bestellt. Offen ist noch, wer es wann mitbringt. Wenn ihr jemanden kennt, der am 8./9. Dezember zu den Kanaren fliegt, würden wir uns über ernst gemeinte Zuschriften sehr freuen!