Bella

Ecuador

Wir haben Panama am 01.02. nach 7 Monaten und 12 Tagen verlassen und uns darauf gefreut, neue Länder zu erkunden. Die Zeit in Panama City hat wieder eine Menge Bewuchs an unserem Unterwasserschiff hinterlassen. In Contadora auf den Las Perlas ist Matthias mit Tauchflasche ins klare Wasser gesprungen, um das Unterwasserschiff von Muscheln und anderen Dingen zu befreien bevor wir nach Ecuador gestartet sind. Wir sind von Panama aus zunächst Richtung Westen gesegelt, um die Süden laufende Strömung zu erreichen und zu nutzen. Das hat funktioniert und wir haben wunderbare Segelbedingungen vorgefunden. Immer den Delfinen hinterher…Auf unserer Seekarte wird BELLA als rotes Bötchen dargestellt und die waagerechte Linie ist Äquator! Andere machen eine Flasche Champagner auf, wenn sie den Äquator überqueren. Wir haben lieber vorher und nachher Wasser in den Ausguss geschüttet, um zu sehen, ob es sich rechts oder links herum dreht. Entweder war das Wasser zu klar oder das Boot hat zu sehr geschwankt. Es ließ sich jedenfalls nicht abschließend klären und auch auf dem Video war nichts zu sehen. Schade! Trotzdem war es der schönste Törn, den wir je hatten! 619 Seemeilen in weniger als fünf Tagen.

Ab drei Uhr morgens ankern wir im „Wartebereich“ der Marina von Bahia de Caraquez. Die Marina besteht aus einem Restaurant und einigen Mooring-Bojen, die mitten in einem Fluß liegen. Die Einfahrt dieses Flusses ist so versandet, dass wir nur bei Hochwasser (und auch nur bei hohem Hochwasser) und mit Hilfe eines Piloten einfahren können. Leider sprang der Aussenborder des Piloten nicht pünktlich zum Morgenhochwasser an und wir mussten nochmal 12 Stunden vor Anker warten. Zur Begrüßung erklärt uns der Pilot grinsend, das Boot was gestern angekommen war, hätte leichte Grundberührung gehabt. Na toll! 

Pünktlich auf die Minute zu Hochwasser waren wir an der Flusseinfahrt. Ariosto, der Pilot hat präzise Weg und Geschwindigkeit vorgegeben. Immer den Blick auf den Tiefenmesser gerichtet, machte er einen sehr professionellen Eindruck, aber trotzdem sah man ihm die Konzentration und Anspannung an. Die Wellen rollten unvermindert auf die Küste während die Wassertiefe immer weiter abnahm. Für einen kurzen Moment zeigte der Tiefenmesser 0,0m unter dem Kiel als uns eine Welle genau von der Seite traf und BELLA sich gefährlich neigte und auf die Küste zuzuschiessen schien. Geschickt hat Matthias sie sofort wieder auf Kurs gebracht. Der Pilot brach in Gelächter aus und rief ola, ola. Ola heißt Welle und er war begeistert, wie uns die Welle genau im richtigen Moment (wenn auch etwas unsanft) über den kritischen Punkt gehoben hat. Zum Lachen war uns nicht Zumute, aber die Anspannung ließ schnell nach als Ariosto sagte, ab jetzt wäre alles einfach und tief genug. Wenn das Boot fest ist, sollten wir ins Restaurant kommen, unsere Freunde von der Rhapsody würden schon auf uns warten. 

Die Marina de Caraquez sollte das Zuhause für BELLA in den kommenden Wochen sein, während wir mit dem Bus durch Ecuador reisen wollten. Sicher befestigt an zwei Moorings, haben wir sie mit gutem Gefühl dort gelassen und sind mit unseren Rucksäcken in den Nachtbus nach Quito gestiegen. 

Morgens um sechs wurden wir auf einer Höhe von 2850m von dünner Luft und für uns „eisigen“ 15 Grad Lufttemperatur empfangen. Auf eine Großstadt hatten wir nicht wirklich Lust und haben deshalb sofort für den nächsten Tag einen Aufenthalt im Oriente, in einer Dschungellodge gebucht. So haben wir Quito nur im Rahmen einer sehr informativen Stadtführung kennengelernt, gerade genug um einen schönen Eindruck zu bekommen und uns ordentlich die Beine vor der nächsten Fahrt mit dem Nachtbus zu vertreten.

Nach sieben Stunden Busfahrt, einem Frühstück, viel Warterei, einer weiteren 2-Stunden-Fahrt mit dem Minibus, einem kleinen Mittagessen und einer 3-Stunden-Fahrt mit dem Motorkanu kamen wir endlich in unserer Lodge an. Was für eine Anreise! Aber das ist der Preis, den man bezahlen muss, wenn man die abgelegenen Schönheiten des Amazonasgebietes sehen möchte. Dafür war der Aufenthalt in der Lodge der wahre Luxus für uns. Zimmer mit großem Bad und einer Dusche, Vollpension und das alles mitten im Dschungel wo sich Stille mit dem Geschrei der Affen abwechselt.

In der Dusche hängt auch schon mal eine schlafende Fledermaus. Die Natur war eindeutig zuerst hier.Alles, was man braucht, hat dieselbe lange Anreise wie wir. Auch die neuen Matratzen werden mit dem Motorkanu gebracht.Vier Tage und drei Nächte haben wir auf verschiedenen Wanderungen und Bootsfahrten viele tag- und nachtaktive Tiere beobachtet.

In einem Dorf wurde uns gezeigt, wie die traditionellen Speisen zubereitet werden.

Die Kinder dürfen als erste das Fladenbrot probieren.

Die Zeit in der Lodge kam uns wesentlich länger vor als sie war, weil wir so viel erlebt haben. Das Essen war traumhaft, bei dem Gedanken an das selbstgemachte Maracuja Sorbet läuft mir jetzt noch das Wasser im Mund zusammen.

Weiter ging es im Bus nach Baeza, einem kleinen Dorf mit vielen Wandermöglichkeiten. Als wir ankamen, war es jedoch kalt und regnerisch, im Hostal lärmten ein paar betrunkene Deutsche und wir waren froh über eine zusätzliche Decke auf dem Bett, also nicht ganz so gemütlich wie wir es uns erhofft hatten. Auch das Wetter am nächsten Morgen lud nicht zum Wandern ein und wir sind kurzerhand weiter nach Tena gefahren.Erdbeerbecher ganz groß

Baeza und Tena mit den umliegenden Flüssen sind Traumreviere für Kajakfahrer. Leider nicht für Anfänger, sondern nur für Könner. So haben wir uns fürs River Rafting entschieden. Sechs Leute in einem Schlauchboot, einer steuert und gibt den andern Anweisungen wann und wohin sie Paddeln sollen. Der obere Flusslauf hatte etwas zu wenig Wasser. Der Steuermann hat hart gekämpft, um uns die Steine herum zu bugsieren, trotzdem saßen wir immer wieder fest und das Schlauchboot musste unsanft über die Steine geschleift werden. Die zweite Hälfte der Strecke war eine Kategorie anspruchsvoller, aber bei unserem Wasserstand gut machbar.

Anders als mit dem Kajak fährt man nicht elegant zwischen den Steinen herum und genießt die Landschaft und die Ruhe, sondern dreht sich in den Stromschnellen wie in der Achterbahn, folgt den geschrieenen Kommandos, rummst gegen die nächste Felswand und findet das unglaublich lustig. Das Naturerlebnis kommt dabei leider zu kurz. Die Meinungen, ob so was wirklich Spaß macht, gehen weit auseinander. Trotzdem sind wir froh, auf diese Weise etwas von den Flüssen um Tena gesehen zu haben. 

Die Stadt Banos liegt auf 1800m Höhe am Fuße des aktiven Vulkans Tungurahua, der in den letzten Jahren immer mal wieder ausgebrochen ist. In der ersten Nacht begann plötzlich das Bett zu wackeln, die Holzdecken des zweigeschossigen Hostals knirschten und knackten. Erdbeben. Es dauerte nur wenige Minuten, irgendjemand lief oben durchs Haus, dann war wieder alles still. Kurz darauf folgte noch ein Beben, was etwas weniger stark war. Ich fand es sehr unheimlich, zumal der Vulkan so nah war, aber die Menschen in Banos scheinen daran gewöhnt zu sein. Am nächsten Tag haben wir gelesen, dass die Epizentren beider Beben weit entfernt waren und mit dem Vulkan rein gar nichts zu tun hatten. 

Matthias ist immer scharf darauf, die lokalen Spezialitäten zu probieren. So gab es in Banos für ihn das traditionelle Meerschweinchen. Auf dem Teller hat es nicht mehr viel Ähnlichkeit mit unseren süßen zotteligen Kuscheltierchen, sondern erinnert mehr an eine Ratte. Ganz einfach zu essen ist es nicht, wahrscheinlich erfordert es etwas Erfahrung bis man die Anatomie der Tiere kennt und weiß wo die besten Stücke sitzen. Geschmacklich ist es jedoch ganz anders als das meiste Fleisch bei uns, am ehesten hat es ihn an Kaninchen erinnert.Ein beliebter Ausflugsort ist das Baumhaus mit Schaukel, von der man bei gutem Wetter einen herrlichen Blick haben soll, der uns an diesem Tag aber wegen Nebels verwehrt wurde.

Auf dem Markt von Riobamba gab es einen neuen Hut für Matthias. Traditionell tragen viele ältere Frauen und Männer in Ecuador Hüte.

Die Spanferkel auf dem Markt sahen so lecker aus, dass sogar ich als Teilzeit-Vegetarierin nicht nein sagen konnte.

Die letzten Tage unserer Landreise haben wir in Ecuadors drittgrößter Stadt Cuenca verbracht. Mit ihrer schön erhaltenen Altstadt gehört sie zum UNESCO Weltkulturerbe.

Die unter dem Namen Panama-Hüte bekannten Strohhüte werden in feinster Handarbeit in Ecuador hergestellt. Die Verarbeitung der hauchdünnen Fasern ist eine Kunst. In den Hüten mit der höchsten Güte steckt die Arbeit von einem ganzen Monat.

Mit Hilfe der Formen in verschiedenen Größen werden die Hüte zum Schluß gedämpft, damit sie ihre Form behalten.

In der Stadt wimmelt es nur so von Bussen, deren Abgase fast unerträglich sind. An Katalysatoren ist nicht zu denken und die dünne Luft hilft nicht gerade bei einer sauberen Kraftstoff-Verbrennung. So waren wir am Ende der Reise froh, die staubigen Straßen verlassen zu können und aufs Wasser zu BELLA zurück zu kehren.