Bella

Andere Länder, andere Sitten

Ein kleiner Zettel an der Tür des Supermarktes hat ihn angekündigt: Heilig Abend um 18 Uhr kommt Papa Noel (der Weihnachtsmann) auf den Dorfplatz. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Der Weihnachtsmann war Spanier, eindeutig. Denn zur angekündigten Zeit war von ihm noch lange nichts zu sehen. Außer uns hatte damit wohl auch kaum jemand gerechnet, denn außer vier Seglern und einer Handvoll aufgeregter Kinder fehlten auch die Zuschauer. Nach einer halben Stunde war es dann so weit. Ein Schrei und alle liefen in Richtung Hafen. Der Weihnachtsmann kam zu Fuß die Uferstraße entlang und schmiss Kamelle und Konfetti! Da landete auch schon mal eine Handvoll im großzügigen Dekolleté einer jungen Mutter.

Das Kostüm hat am Bauch schon etwas gespannt, aber das Gesicht durch den Bart bis zur Unkenntlichkeit versteckt, hat er seine Rolle perfekt gespielt.

Für uns war nichts in dem großen Sack, dafür wurde unser persönliches Weihnachtsgeschenk in Form einer Opferanode am nächsten Tag aus Deutschland eingeflogen. Das war nötig, wenn man ALT mit NEU vergleicht…

Sylvester war sehr nett in unserer Stammkneipe. Nur fürs Feuerwerk hatte mal wieder jemand die Uhr verstellt. Selbst hier ging es nicht ohne die unvermeidliche halbe Stunde Verspätung.

Anders als bei uns bekommen die Kinder ihre Geschenke nicht Heilig Abend, sondern sie werden von den Heiligen Drei Königen gebracht. Die drei aus dem Morgenland legen die letzten Meilen bis El Hierro traditionell mit dem Fischerboot zurück und werden jubelnd von den Kindern begrüßt. Auch sie bringen Kamelle und Konfetti, aber nicht etwa zu Fuß, sondern sie reiten auf Kamelen durch den Ort! Die Kamele werden extra aus Lanzarote gebracht und sind dann sicherlich in mehreren Orten auf der Insel im Einsatz, denn den Heimweg haben die drei Könige dann im Kleinwagen einer japanischen Automarke angetreten.

Eine Woche nach diesen aufregenden Festtagen haben auch wir die Weiterreise (mit schwedischem Boot statt Kleinwagen) angetreten.

780 Seemeilen in 6,5 Tagen standen auf dem Programm, um in Mindelo auf den Kapverden einzulaufen. In den ersten Tagen sind wir von der Welle ziemlich durchgeschüttelt worden, aber gut vorangekommen. Am letzten Tag haben wir den guten Schnitt wieder aufgegeben und gebremst so gut es ging, um ja nicht gegen die Strömung in den Kanal zwischen den Inseln Sao Vincente und Sao Antao einzulaufen und möglichst (wie die Kreuzfahrtschiffe) zu Sonnenaufgang den Hafen zu erreichen.

In Mindelo gibt es kaum Charterboote und dafür um so mehr Segler, die in Richtung Brasilien oder Karibik unterwegs sind. Nach dem derzeitigen Wetterbericht werden wir Mitte der Woche zur Atlantiküberquerung aufbrechen. Und vermutlich sind wir da nicht die Einzigen…